Queer Schiwa

Schwarz-Weiß-Bild: königliches Paar beim Essen

Eine Schiwa ist eine jüdische Tradition, eine einwöchige Trauerzeit nach einer Beerdigung, bei der man das Haus der verstorbenen Person öffnet und Familie, Freund:innen, Bekannte und sogar Fremde willkommen heißt.

Alles und jede:r kann durch die Tür kommen. Freund:innen aus der Kindheit treffen sich wieder, zwei Cousins und Cousinen, die seit einem Jahrzehnt nicht mehr miteinander gesprochen haben, eine alte, verbotene Liebesbeziehung. Die Scham eines jeden wird aufgedeckt und ausnahmsweise gefeiert. Es gibt keine Tabus, man sitzt zusammen im Schmerz. Man isst und trinkt, weint und lacht, zusammen oder allein in der Gegenwart der anderen.

Bei dieser alternativen queeren Shiwa trauern wir nicht um eine bestimmte Person, sondern wir trauen gemeinsam um den aktuellen Zustand der Welt. Wir geben dem Schmerz und der Trauer die wir empfinden Raum und tragen sie gemeinsam. Ihr seid eingeladen, euch zu verkleiden oder so zu kommen, wie ihr seid und das Zusammensein in Schmutz und Schönheit zu genießen. Bringt Essen oder Getränke mit oder kommt mit leeren Händen und genießt das Unerwartete. Vielleicht gibt es Spiele, Dinge zum Malen, die Gelegenheit zu singen oder sich der Leere zu stellen.

Die Aktivitäten in welcher Reihenfolge oder aus welchem Durcheinander auch immer sie auftauchen mögen, werden von der kollektiven Dramaturgie gesteuert.

Diese queere Shiwa bietet einen offenen Raum des Zusammenseins, in dessen Mittelpunkt die Trauer steht und der von den Menschen, die kommen, gestaltet wird. Ihr seid willkommen, Suppe zu essen, im Bett zu kuscheln oder die komische Gestalt in der Ecke des Raumes zu sein.

Alle sind willkommen, in welchem Zustand auch immer!

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